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CutieDeidara's avatar
Hallo liebe Mit-Veganerin!

Durch deine Esther-Skulptur habe ich deine Galerie entdeckt (ich habe auch einen Kommentar hinterlassen, wie du sicher schon bemerkt hast) und mich ein bisschen näher umgesehen.

Unter anderem bin ich auf dein Bild "Alice in factory farm land" gestoßen. Ein wirklich tolles Kunstwerk, das eine unendlich wichtige und tragische Nachricht in sich trägt. Beim Durchlesen der Kommentare habe ich bemerkt, mit welchem Einfühlungsvermögen und welcher Nachsicht du den Usern begegnet bist, die diese Nachricht nicht gleich auf Anhieb richtig verstanden haben. Ich wollte dir dazu meinen größten Respekt aussprechen!

Nicht viele von uns sind dazu in der Lage, ihren Standpunkt klar zu erklären und dabei trotzdem freundlich und zuvorkommend zu bleiben. Leider neigen wir (mich eingeschlossen) meist dazu, unsere Gegenüber für deren Blindheit, Ignoranz und/oder Egoismus zu verurteilen. Auf einige Kommentare hätte ich selbst weitaus heftiger reagiert als du.

Ich weiß, dass diese Aggressivität nicht der richtige Weg ist und ich versuche jedes Mal mich im Zaum zu halten, aber manchmal klappt das leider nicht, wenn auf Facebook Propaganda für Produkte der Tierausbeutungsindustrie in höchsten Tönen gelobt wird und die Unterstützer jener Industrie nur laut in die Hände klatschen und sich begeistert darüber erwärmen, wie lecker Butter, Käse, Steak und co. doch schmecken.
Für vernünftige Argumente sind diese Opfer von Marketing-Gehirnwäschen meist nicht mehr zugänglich. Wir liefern Daten, Fakten, Bilder, Videos und doch werden wir als hoffnungslose Gutmenschen ohne Spaß am Leben angesehen.

Und trotzdem will ich immer weiter für all die unschuldigen Lebewesen einstehen, die von (uns) Menschen so achtlos, rücksichtslos und gewissenlos misshandelt und getötet werden.

Ich wünsche dir unendlich viel Kraft und auch weiterhin die richtigen Worte, um die Menschen zum Nach- und Umdenken zu animieren. Vielen Dank für dein Engagement für die Hilflosen und Schuldlosen auf dieser Erde.

Alles Liebe,

Rebecca
gescheitert's avatar
Hi Rebecca,

danke für deine lieben Kommentare! Es bestärkt mich, so ehrliche Bestätigung zu bekommen.

Was mir bei der Kommunikation mit Andersdenkenden teilweise hilft, sind 3 Gedanken, die eng zusammen hängen:
"Fleischesser/Carnisten sind potenzielle Veganer"
"Was möchte ich mit meinem Kommentar erreichen?" und
"Was sind die Widersprüche in meinem eigenen Handeln?"
Durch die Konzentration auf meinen eigenen (recht langsamen) Weg zum Veganismus und auf die Dinge, die ich auch heute noch eigentlich gern anders machen würde, aber (noch) nicht umsetze, fällt es mir leichter, die Hindernisse der Gesprächspartner zu erkennen. Du sagtest ja schon, dass diese Leute oft Opfer der aggressiven Verbreitung von Fehlinformationen sind. So lange kein absolutes "das Leid der Tiere ist mit einfach egal" fällt, besteht eine Möglichkeit zum Dialog. Im besten Fall ist der dann ein Aspekt, der letztendlich zum Umdenken mit beigetragen hat, auch wenn das ganze nicht so schnell passiert.

Zur Not kann man einen nicht hilfreichen Kommentar formulieren und wieder löschen, ohne ihn abzuschicken.

Ich finde, man muss sich auch nicht dafür schämen, ab und zu mal Ärger und Frust etwas deutlicher zu äußern. Das ganze ist nun mal eine sehr emotionale Sache, vor allem, wenn man sich so intensiv damit befasst hat wie wir. Man kann auch mit perfekter Vorsicht nicht jeden erreichen, und all die Geduld hilft trotzdem nicht den Tieren, die jetzt gerade in der Maschinerie stecken. Das tut weh... und wir können nur bedingt etwas tun. Deshalb beschäftige ich mich viel mit positiven Meldungen, ich habe z.B. auf Facebook verschiedene Lebenshöfe abonniert und sehe dadurch täglich viele schöne Tierfotos und Rettungsgeschichten.

Bist du auch auf andere Art an Aktivismus beteiligt? Ich würde selbst gern mehr an "handfesten" Dingen teilhaben. Ich war letzten Monat auf meiner ersten richtigen Demonstration und denke jetzt über anderes nach.. finde es aber schwer, etwas neues anzufangen.
CutieDeidara's avatar
Hallo, danke für deine Antwort :)

Ich kann mir gut vorstellen, dass diese drei Gedanken sehr hilfreich sein können. Leider habe ich sehr oft das Problem, dass ich mir für meine Antworten zu wenig Zeit nehme und meine ersten Gedanken und Emotionen zu schnell "heraus schieße". Gerne werde ich dafür auch als "radikaler Veganer" bezeichnet, wobei ich selbst zugeben muss, dass ich sicher ein solcher bin. Es fällt mir sehr schwer, Tierquäler mit Samthandschuhen anzufassen, nur um sie vielleicht umzustimmen bzw. von meinem Standpunkt zu überzeugen. Ich denke, ich werde in Zukunft mal versuchen mich da ein bisschen zurück zu nehmen und deine drei Gedanken zu übernehmen, bevor ich meine Finger auf die Tasten werfe! Danke für den Tipp!

Ich habe auf Facebook auch einige Gnadenhöfe in Deutschland und Österreich abboniert und auch Esther steht ganz oben bei meinen Likes :) Ansonsten informiere ich mich stark über andere Tierrechts- bzw. Tierschutzgruppen und -vereine, wie zum Beispiel PETA Germany, Animal Equality, AnimalsUnited, SokoTierschutz, Animal Liberation Front, Anonymous usw. Zum Glück findet man da genug Seiten, die einen zum Thema informieren können!

Ich selbst bin aktives Mitglied, Schriftführerin und Eventfotografin bei Animal Rights Activist (An.Ri.Ac.), einem kleinen Verein in Wien. Wir existieren erst seit knapp zwei Jahren und versuchen daher noch richtig Fuß zu fassen. Im letzten Jahr hatten wir unsere erste große Kampagne gegen die Tötungen von Straßenhunden in Rumänien, haben im Rahmen dieses Projektes Demonstrationen und Mahnwachen in Wien organisiert und veranstaltet, Geld- und Futterspenden gesammelt und drei unserer Aktivisten waren in Rumänien, um sich die Situation vor Ort anzusehen, ein privates Tierheim in Cluj mit Spenden zu versorgen und sie haben aktiv Jagd auf die ASPA gemacht, die zu der Zeit in ihrer Funktion als Hundefänger tätig waren, obwohl das Verbot des Appellationsgerichts bereits ausgesprochen war. Leider mussten wir dieses Projekt im Herbst letzten Jahres beenden und haben uns ein wenig umorientiert.

Derzeit betreuen wir ein privates Tierheim in Arak (Ungarn), das erst noch aus dem Boden gestampft werden muss. Wir sammeln Futter, um die Betreiberin des Tierheims und ihre Familie zu unterstützen und helfen mit eigener Handarbeit, die beiden Gebäude auf dem Grundstück zu renovieren bzw. geeignete Unterkünfte (Zwinger u. Freilaufgehege) für die ca. 20 Hunde zu bauen, da diese zur Zeit mit der Familie im selben Haus leben.

Kleinere Projekte hatten wir auch, die sich gegen Zirkusse mit Tieren, Fiaker in Wien, Pelz und die Jagd richten. Im Sommer 2015 haben wir eine große Anti-Fiaker-Demo in Wien geplant und nächstes Jahr starten wir dann unsere große Vegan-Kampagne :)

Wenn du Lust hast, kannst du dir unsere Homepage mal ansehen: www.animal-rights-activist.at

Für mich war es anfangs auch schwer richtig aktiv zu werden, weil ich nicht wusste, wie ich das machen sollte. Ich habe schon seit Jahren nach einer Art gesucht, wie ich Tieren helfen kann, aber keinen richtigen Zugang gefunden. Ich war Spendenmitglied bei WWF und Vier Pfoten, habe im Tierheim in Wien Geld gespendet und ab und zu Futterspenden für die Tiere abgeliefert, aber das war mir irgendwie zu wenig. Das Problem mit solchen Spendenmitgliedschaften ist ja meist, dass man keine Ahnung hat, in welche Kanäle das Geld fließt und wie viel davon tatsächlich den Tieren zu gute kommt.

Ich kann dir daher nur wärmstens empfehlen, wenn du tatsächlich mehr tun möchtest, etwas zu finden, wo du direkt helfen kannst. Sei es die Unterstützung von Lebens- und Gnadenhöfen durch Futterspenden oder wenn es deine Zeit erlaubt (ich weiß nicht, wie deine Arbeitssituation aussieht), dass du zum Beispiel in Tierheimen aushilfst und die Tiere betreust.
Wenn du als Aktivist tätig sein willst, ist ganz bestimmt der Zugang zu kleinen Vereinen leichter, als zu großen. Für mich war es von Anfang an wichtig, nicht nur eine Nummer zu sein, sondern ein persönliches Verhältnis zu allen Mitgliedern eines Vereins zu haben. Da An.Ri.Ac. ein sehr kleiner Verein ist und ich praktisch beim Aufbau dabei war, kenne ich tatsächlich alle Mitglieder persönlich und freue mich jedes Mal über die familiäre Athmosphäre unter den Leuten :)

Letztendlich finde ich es am Wichtigsten, überhaupt etwas zu tun und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Vollkommen egal auf welche Art und Weise man hilft - wichtig ist, dass man etwas tut!
Daher finde ich es wirklich toll, dass du den Mut gefunden hast, eine Demo zu besuchen. Ich war letztes Jahr im Jänner auch bei meiner ersten Demo (Theme waren die Straßenhunde in Rumänien) und war wirklich begeistert. So bin ich letztendlich zum Aktivismus gekommen.

So, nun hab ich dich aber genug voll geschwätzt ;)

Schönen Tag und alles Liebe!

Rebecca


P.S.: Danke für das Lama!
gescheitert's avatar
Ich hab kein Problem mit der Bezeichung "radikaler Veganer", da das nicht wirklich was Schlechtes ist. Die Frage ist natürlich, was hinter so einer oft als Anschuldigung gemeinten Aussage steht. Ich bin aber auch heute schon wieder an einer Diskussion verzweifelt... es ist einfach schwer.

Ich habe die Facebookseite von An.Ri.Ac. erst mal geliked. Sehr interessant, wie du da etwas Neues mit auf die Beine stellst. Deine Arbeit dort klingt sehr sinnvoll. Ich spende momentan für Hof Butenland und plane weitere Spenden für kleinere Projekte. Am Samstag ist in Hamburg eine größere Demo gegen Tierversuche, für die ich zwar diesmal kein eigenes Plakat gemacht habe, aber ich werde mitlaufen und mich informieren. Bei dem Thema kenn ich mich noch nicht gut genug aus. Bei der Demo, die ich erwähnt hatte (sie war gegen eine Schlachtermesse) hatten wir diese beiden kleinen Plakate: sta.sh/0g9xrotphyu und sta.sh/024dp6gfuewp . Gestern waren wir auch zum 2. Mal bei einem Treffen der Veganen Bewegung. Wir haben gleich ein nettes anderes Paar kennengelernt, was mich sehr gefreut hat. Ich hätte auf jeden Fall gern mehr Freunde, die sich für Tierrechte interessieren!
CutieDeidara's avatar
Klar ist "Leben und leben lassen" ein guter Ansatzpunkt und meine Antwort lautet jedes Mal "Genau das ist das Thema" und dann fühlen sich die Carnis erst recht auf den Schlips getreten. Und gerade die Leute in der Industrie sind erfahrungsgemäß die, die am wenigsten mit sich diskutieren lassen. Das Übel an der Wurzel anpacken ist also schwerer, als man vermuten würde. Ich finde es so traurig, dass viele Menschen immer noch glauben, Tiere wären nicht fähig zu fühlen. Am Samstag habe ich auf Facebook eine Diskussion zwischen Veganern und Carnis bzw. Omnis verfolgt, weil irgendeine Onlinezeitung einen Bericht veröffentlicht hat, in dem stand, dass Veganismus genauso wie Bio einen kurzlebigen Auftritt haben und dann wieder in der Versenkung verschwinden wird. Diese Sichtweise finde ich interessant, denn wenn man darüber nachdenkt, dass Bio (egal ob bei Obst, Gemüse oder Fleisch) mittlerweile so tief in den Köpfen der Menschen verankert ist, dann lässt das doch nur hoffen, dass es bei Veganismus genauso verlaufen wird! Jedenfalls lief diese Diskussion ansatzweise gesittet ab, bis schließlich dieser eine unter vielen Carnis in den Kommentaren auftauchte und ein Bild vom frischgekochten Ochsenschwanzragout mit Champignons postete und in einem kurzen Satz den Fleischkonsum verherrlichte, einfach nur um zu provozieren. Ich muss zugeben, da konnte ich dann wirklich nicht anders, als ein Bild einer geschlachteten Kuh als Antwort zu posten. Und den Kommentar "Ich wünsche dir von Herzen das kalte Kotzen" konnte ich mir leider auch nicht verkneifen... Ich frage mich wirklich, was in den Köpfen solcher Menschen vor sich geht. Wenn sie nicht unserer Meinung sind gut (schlecht) und schön (hässlich), aber müssen sie deshalb immer gleich auf die Provokationsschiene springen? Das zeugt ja mal von unendlicher geistiger Reife (Sarkasmus Ende).

Super, dass diese Demo für dich so motivierend war! Welcher Verein war denn Veranstalter? Ich habe schon gehört, dass deutsche Vereine wohl echte Organisationsgenies sein sollen. Vor ein paar Wochen war An.Ri.Ac. mit einigen Aktivisten auf der Mega-Demo gegen den Zirkus Krone vertreten. Die Demo wurde damals von AnimalsUnited organisiert und meine Freundin, die auch dabei war, konnte gar nicht aufhören zu schwärmen, wie gut alles gelaufen ist und wie wohl sie sich gefühlt hat :)
Ich finde Demos auch toll. Wenn ich bei einer bin habe ich immer ein ganz eigenartiges Gefühl. Es ist so schön unter so vielen Gleichgesinnten zu sein und zu wissen, dass man es für einen guten Zweck macht. Da riskiert man echt gerne die dämlichen Blicke der Leute rundherum.

Oh mein Gott, was für ein Studium macht der Kerl denn? Das finde ich echt ganz schlimm! Ein Bekannter von mir hat vor einigen Jahren in einem Tierversuchslabor gearbeitet. Ich habe seit Jahren kein Wort mit ihm gesprochen, aber vor zwei Wochen habe ich von einer Freundin erfahren, dass er wohl nicht mehr dort arbeitet, weil ihm die Tiere so leid getan haben. Da frage ich mich wirklich, warum er da nicht früher draufkommen konnte. Ist doch klar, dass in einem Tierversuchslabor die Tiere nicht besonders viel Spaß haben! Er ist aber weiterhin ein Carnivor, wie er im Buche steht und damit ist das Thema für mich sowieso abgehakt.

Ehrlich gesagt will ich mit solchen Leuten gar nicht mehr als nötig zu tun haben. Dadurch wird sich mein Freundeskreis zwar extrem verkleinern, aber damit kann ich ganz gut leben. Immer noch besser, als ich muss bei jedem Treffen tierquälerische Dinge von ihnen hören, bei denen sie nicht mal einen Gedanken an die Tiere verschwenden ("Ich kauf mir ja nur Taschen aus echtem Leder", "Ich hab gestern ein supertolles Rezept für [insert Fleischgericht here] gefunden", "Du wirst mir doch jetzt nicht den Appetit verderben, wenn wir essen gehen, oder?"). Meine beste Freundin ist zwar auch omnivor, aber wir haben einen gesunden Respekt vor der jeweiligen Einstellung. Sie isst höchstens einmal die Woche Fleisch (was immer noch zu viel ist, aber okay) und ernährt sich sonst sehr gesund, kocht aus eigenem kulinarischen Interesse vegane Gerichte und sie hat kein Problem damit, wenn wir zusammen essen gehen, ebenfalls etwas Veganes zu konsumieren. Eine andere Freundin ist da der Ansicht, dass ich es halt einfach akzeptieren muss, dass sie jetzt vor mir Sake-Sushi oder eine Pizza mit Schinken und Speck futtert. Ich sage selten etwas dazu, aber insgeheim ärgert mich das schon sehr.
Einmal war ich mit meiner Mama in einer Pizzaria, die sowohl omnivore wie auch vegane Gerichte serviert. Für mich war natürlich klar, dass ich eine vegane Pizza esse. Als meine Mama dann mit skeptischem Blick die grüne Seite der Speisekarte inspizierte, meinte sie plötzlich "Und du erwartest jetzt wahrscheinlich, dass ich auch vegan esse, richtig?" Das hat mich wirklich schockiert, weil ich von ihr nichts erwarte, wenn sie nicht mit ganzem Herzen dabei ist. Auf der anderen Seite finde ich es interessant, dass unsere fleischessenden Mitglieder der Gesellschaft scheinbar ein großes Problem damit haben, wenn sie auch nur eine Mahlzeit in ihrem Leben vegan zu sich nehmen (müssen). Meine Antwort war "Ich erwarte gar nichts von dir, aber ich würde mich freuen, wenn du es probierst." Sie hat dann tatsächlich ein veganes Gericht bestellt und war begeistert.
gescheitert's avatar
Die Demo war von den Ärzten gegen Tierversuche zusammen mit der Aktionsgruppe Nord. Diese Aktionsgruppe macht afaik regelmäßige Proteste gegen das LPT Hamburg (großes Tierversuchslabor) sowie gegen AirFrance und andere Zulieferer, die noch immer Tiere zu den Laboren fliegen. Ich hab noch nicht so ganz den Durchblick über die ganzen Hamburger Aktivistengruppen, denn es scheint einige verschiedene zu geben! Werde hoffentlich bald noch mehr lernen.

Bei Provo-Kommentaren möchte ich mir angewöhnen, nur den Kommentar zum jeweiligen Betreiber der Plattform zu melden und zu hoffen, dass er gelöscht wird. Zeitungen/Magazine haben oftmals auch nicht gerne nen Shitstorm in ihren Kommentarsektionen. Kann aber gut verstehen, dass dich das so aufregt. Hast du dich schon öfter mit Leuten aus den Tierindustrien unterhalten? Hattest du auch schonmal positive Erfahrungen damit? Bzw irgendwelche Argumente, die mal jemanden da zum Nachdenken angeregt hätten?

Zu meinem Exkommilitonen, er hat das gleiche studiert wie ich, nämlich Pharmazie. Er möchte nur im Gegensatz zu mir seinen Doktor machen. Im Studium hatten wir keine Tierexperimente gemacht. Ich hab selbst natürlich auch ein Problem mit meinem Job, einfach weil so viele Medikamente nicht wirklich nötig sind, wobei das ne schwierige Angelegenheit ist. Über das, was er aktuell macht, weiß ich bisher noch zu wenig, da wir nicht ausführlich darüber geredet haben. Er ist davon überzeugt, dass der Zweck die Mittel rechtfertige und dass es seinen Tieren gut ginge. Dem kann ich nicht glauben... werde aber noch mehr herausfinden, da ich Information wichtig finde, vor allem als Basis einer wissenschaftlichen Argumentation gegen Tierversuche. Aus dem Weg gehen kann und will ich dem momentan nicht. Zudem möchte ich Einladungen annehmen, so weit es mir möglich ist, und ich bin zu seinem Geburtstag eingeladen. Zu ner Grillparty würde ich aber mittlerweile auch nicht mehr gehen wollen, und wenn andere vor mir Fleisch essen, wird es mir sehr ungemütlich. Manche Leute haben große Schwierigkeiten damit, zu verstehen, dass es mir 100% ernst ist und dass es sich jedesmal so anfühlt, als würden sie da mein Haustier auf dem Teller haben, oder vielleicht sogar ein kleines Kind. So einen Vergleich offen zu bringen, bringts ja auch nicht.

Wie stehen deine Eltern so allgemein zu Veganismus? Hat sich in der letzten Zeit etwas getan?
CutieDeidara's avatar
Ah, LPT sagt mir was, da habe ich auf Facebook schon ab und zu ein Posting gesehen. Ich wusste nur nie genau, was LPT überhaupt heißt - danke, dass du mich aufgeklärt hast!
Tja, ich denke es gibt in jeder größeren Stadt die eine oder andere Aktivistengruppe. In Wien gibt es auch viele verschiedene, aber der Verein, der am meisten heraussticht, ist der Verein gegen Tierfabriken (VGT). Wir haben auch schon zweimal versucht, mit dem VGT gemeinsame Projekte zu machen oder zumindest Demos zusammen zu organisieren und zu veranstalten, aber der VGT hat jedes Mal einfach nur darauf bestanden uns in den Hintergrund zu drängen und selbst alle Lorbeeren für die tolle Arbeit zu ernten. Das hat uns dann doch ein bisschen den Spaß an der Zusammenarbeit vermiest und wir haben beschlossen never ever again arbeiten wir mit dem VGT zusammen. Vor allem wurden uns dann Dinge in die Schuhe geschoben, für die wir gar nicht verantwortlich waren und DAS geht echt überhaupt nicht.

Dann machen wir es genau wie der Zirkus C.Knie, der auch nicht kritikfähig ist und sämtliche Anti-Zirkus-Kommentare von seiner Seite löscht. Ehrlich gesagt finde ich es ein bisschen armselig, Kommentare zu löschen, nur weil sie unliebsam sind.
Ich hatte noch nicht viele Gespräche mit Leuten in der Tierindustrie. Ich hatte einmal E-Mail-Kontakt mit einem Tierarzt aus Oberösterreich, der sich auf Milchkühe spezialisiert hat. Eigentlich haben wir ein geschäftliches Gespräch geführt, sind dann aber auf das Thema Veganismus und Tierrechte zu sprechen gekommen. Wie nicht anders zu erwarten, hat er meinen Standpunkt überhaupt nicht verstanden. Er meinte, dass der Mensch genauso ein Säugetier ist wie die Kuh und die Kuhmilch der Menschenmilch am ähnlichsten ist. Daher versteht er nicht, warum man auf Milch verzichten würde. Er wollte "ganz vernünftig und unaufgeregt" von mir Gründe wissen, warum ich mich für Veganismus entschieden habe und genau die hab ich ihm genannt. Angefangen beim verursachten Tierleid (als Beispiele habe ich ihm die Mastindustrie bei Hühnern und Schweinen und die Kuhmilchindustrie mit all ihren hässlichen Facetten genannt, unter anderem sogar eine Information, die auf seiner eigenen Tierarzt-Homepage zu finden war), über die Umweltzerstörung, den Welthunger und mein eigenes Wohlbefinden und Gesundheit. Allerdings hat sich unser Gespräch immer wieder im Kreis gedreht und er war für meine Kritikpunkte überhaupt nicht empfänlich. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er den Text, den ich ihm geschrieben habe, überhaupt gelsen ha. Letztendlich meinte er dann, dass Veganismus und Tierrechte etwas für Städter wären, die zu viel Zeit im Leben hätten. Danach habe ich nicht mehr zurückgeschrieben, weil es mir einfach zu blöd geworden ist.

Also dass du an der Sache mit deinem Exkommilitonen dran bleibst, finde ich ganz gut. Für mich wäre das wahrscheinlich viel zu nervenaufreibend... Vielleicht ist ja noch nicht alle Hoffnung verloren und du kannst ihn doch noch von deinem Standpunkt überzeugen oder ihn zumindest dazu bringen, selbst darüber nachzudenken, ob Tiere in der Forschung wirklich so glücklich sein können.

Zu Grillparties und Ähnlichem werde ich schon gar nicht mehr eingeladen, weil meine "Freunde" scheinbar Angst haben, ich könnte die Party sprengen, wenn ich anfange davon zu sprechen, dass ihr Essen mal Gefühle hatte.

Tja, mit meinen Eltern ist das echt schwierig. Mein Vater ist ein Fleischfresser, wie man ihn sich vorstellt. Der lässt keine andere Meinung als die eigene zu und als ich ihm mal was Veganes aufgetischt habe, als er bei mir zu Besuch war, hat er danach meiner Mama scheinbar nur unter schlimmsten Seelenqualen eingestanden, dass das Essen eigentlich "ganz gut" war. Was er wirklich über das Thema denkt, kann ich aber nicht sagen, weil er sich kaum auf Diskussionen einlässt. Aber die Standardaussagen, dass der Mensch ja auch Reißzähne hat und evolutionär bedingt ein Fleischfresser ist, davon scheint er felsenfest überzeugt zu sein.
Meine Mama ist eigentlich diejenige, bei der ich mit dem Thema Zugang suche. Ich erzähle ihr immer wieder, wenn ich neue Dinge herausgefunden habe. Ich zeige ihr Videos davon, wie die Tierundustrie mit ihren "Produktionseinheiten" umgeht, ich koche ihr ab und zu vegan, was ihr auch schmeckt und ich versuche sie ein bisschen auf das Thema zu sensibilisieren, aber irgendwie stoße ich da auch gegen eine unsichtbare Wand. Sie gibt zwar zu, dass die Bedingungen für die Tiere schrecklich sind, will aber gleichzeitig nicht auf die Produkte verzichten. Ich finde diese Einstellung ja echt schizophren, aber was soll man machen? Ich bleibe auf jeden Fall dran.

Wie ist das bei deiner Familie? Sind deine Eltern da einsichtiger, oder auch so engstirnig wie meine?
Hast du deinen Mann eigentlich kennen gelernt, als ihr beide schon vegan wart oder seid ihr gemeinsam zu dem Entschluss gekommen?
gescheitert's avatar
Schade, dass das mit dem VGT nicht so gut geklappt hat. Und schade auch, dass du bei dem Tierarzt nicht weiter gekommen bist. Es wäre schön, wenn er offener für Tierrechtsideen gewesen wäre, aber als Industrietierarzt muss man sicher ein Stück weit abgestumpft sein, um seinen Job machen zu können. Kleintierärzte sind da sicher verständnisvoller. Ich hab zumindest schon einige getroffen, die sich anscheinend ernsthaft für die Interessen von Tieren interessierten.

Bei meinen Eltern ist es auch so, dass ich lange diese Wand gespürt hab. Bei meiner Mutter ist das auch immer noch so. Sie ist sehr zuvorkommend und hilfsbereit, wenn wir zu Besuch kommen. Sie kauft immer tolle Sachen für uns ein und gibt sich viel Mühe mit Zutatenlesen usw. Kuchen backt sie vegan, und wir kochen zusammen vegan, es schmeckt ihr auch. Sie hätte also ne Menge gute Voraussetzungen um ihren Lebensstil stärker umzustellen, aber sie möchte es nicht. Sie hat, glaube ich, nicht so einen Bezug zu Tieren, und kann meine Argumentation nicht ganz nachvollziehen. Sicher hats auch, wie bei deiner Familie, etwas mit dem Verzicht zu tun. Sie ist ziemlich fixiert auf eine Reihe von ganz bestimmten Tierprodukten, glaub ich. Ist aber immer noch viel besser als damals am Anfang meiner Vegetarierzeit vor ca. 13 Jahren, als mich noch keiner so richtig verstanden hat (obwohl mir meine Eltern selbst den Respekt vor Tieren und der Natur beigebracht hatten, nur eben nicht auf der Ebene der "Nutz"tiere).

Mein Vater hat sich in letzter Zeit deutlich offener gezeigt und begonnen, sich viel mehr für das Thema zu interessieren. Er versucht den Vegetarismus, soweit ich weiß, deutlich ernsthafter als meine Mutter. Er beschäftigt sich auch detaillierter mit den Argumenten dafür. Das fühlt sich sehr gut an und ich bin wirklich froh darüber. Leider haben meine Eltern so eine klassisch gegenderte Haushaltsaufteilung, d.h. meine Mutter kauft ein und kocht. Daher bringt sich mein Vater nicht so viel ein. Ist aber trotzdem schon ein ziemlich großer Schritt.

Meinen Mann hab ich kennengelernt, als ich noch Vegetarier war, und er Carnist. Nachdem wir am Anfang unserer Beziehung ein paar Gespräche dazu hatten, hat er sich ziemlich schnell meinem Standpunkt angeschlossen. Er ist allgemein ziemlich offen und bereit dazu, sein Verhalten zu verändern/verbessern, was ich sehr an ihm schätze. Nach einiger Zeit haben wir uns dann aus Konsequenzgründen beide für den Veganismus entschieden, die Initiative dazu ging eigentlich mehr von ihm aus. Mittlerweile kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Ich bin froh über unseren tierleidfreien Haushalt, alles andere würde mich sicher ziemlich stressen.
CutieDeidara's avatar
Oh ja, solche Diskussionen kenne ich... wenn dann so Sätze kommen wie "Leben und leben lassen" oder auch "Ich lebe nur einmal, also lass ich mir nichts vorschreiben" oder der Klassiker "Ich kann alleine ja sowieso nichts bewirken". Das sind für mich so Standardausreden, frei nach dem Motto "Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe".
Wir dürfen aber niemals den Mut verlieren und müssen weiter machen. Vielleicht haben wir die richtige Art mit Omnis und Carnis zu sprechen noch nicht gefunden. Vielleicht brauchen sie auch einfach noch Zeit. Wie meine Mama immer so schön sagt "Die Menschheit ist eine träge Masse. Bis sich in den Köpfen etwas bewegt, können Jahre vergehen." Und Recht hat sie!
Wenn ich darüber nachdenke, wie ich selbst zum Veganismus gekommen bin, darf ich eigentlich niemandem Vorwürfe machen. Bei mir war es eine Entscheidung von einer Sekunde auf die andere, davor habe auch ich fast 25 Jahre ohne Bedenken Tiere, Milch und Eier konsumiert - heute für mich absolut unvorstellbar!

Oh wow, vielen Dank für dein Like :)
Im Übrigen verwalte ich die Seite, das bedeutet, dass etwa 95% der Posts von mir stammen.
Ich muss wirklich sagen, seit ich meine ehrenamtliche Arbeit bei An.Ri.Ac. begonnen habe, fühle ich endlich, dass mein Leben und das was ich tue einen Sinn haben. Es ist wirklich ein gutes Gefühl für eine unendlich wichtige Sache zu kämpfen. Wir sollten unsere Vergangenheit hinter uns lassen und in die Zukunft schauen.

Ich finde es wirklich schön, dass du dich so einsetzt und es auch weiterhin tun willst. Es ist vollkommen egal, ob du deine Zeit, deine Kreativität, dein Geld oder etwas anderes in eine gute Sache investierst! Und auch bei Demos dabei zu sein, ist eine wirklich wichtige Sache. Ich wünschte, es würden sich mehr Leute für Demonstrationen und Mahnwachen interessieren, aber viele sind einfach zu faul.
Hast du die beiden Plakate selbst gestaltet? Die sind wirklich sehr schön geworden (obwohl sie gleichzeitig sehr traurig sind, aber das liegt natürlich am Thema an sich)! Du hast wirklich Talent.
Tierversuche sind ja derzeit das Tierschutzthema Nummer 1, alleine schon wegen der grausamen Zustände, die aus dem Max Planck Institut bekannt geworden sind. Zweifelsohne ein sehr wichtiges Thema, ich wünschte nur, dass sich all die Menschen, die sich jetzt für die lieben kleinen Äffchen, Hündchen, Kätzchen und Kaninchen einsetzen, genauso auch für Kühe, Schweine, Hühner und Ziegen einsetzen würden. Aber das ist ja "etwas ganz Anderes" (Sarcasm off). Jedenfalls finde ich es wirklich toll, dass du dich engagieren willst und es bereits tust :)

Ich würde mir auch noch mehr Freunde wünschen, die meine Interessen für Veganismus, Tierschutz und Tierrechte mit mir teilen. Mein gesamter Freundeskreis "von früher" ist diesem Thema gegenüber so gleichgültig. Sogar meine beste Freundin, von der ich mich leider immer weiter entferne, ist so abgestumpft, das kannst du dir nicht vorstellen. Als ich ein mal mit ihr über das Thema gesprochen habe, meinte sie, dass sie schon als Kind dabei war, wenn ihr Großvater Schweine und Hühner geschlachtet hat, daher findet sie daran absolut nichts Schlimmes. Sowas geht mir einfach nicht in den Kopf... :/
gescheitert's avatar
"Leben und leben lassen" ist doch ein toller Ansatzpunkt, da es 1:1 ein Grundsatz des Veganismus ist :D "Meine Aktionen sind für das große Ganze insignifikant" könnte ich auch noch kommentieren.. aber bei manchen Aussagen seh ich echt nur ne Sackgasse. Religiöse Begründungen sind kaum zu debattieren. Letztlich hatte ich außerdem ein Gespräch mit einem Rinderfarmer, der mir jegliches Recht absprach, eine Aussage über die Tiere zu treffen, die er seiner Meinung nach ja so gut kannte. Es ging um die Frage, ob Rinder in der Lage sind, sich traurig zu fühlen, und für ihn war die Antwort ein klares "nein" und jeglicher Einwand meinerseits zwecklos, auch Quellen wurden nicht anerkannt... schade, und frustrierend. Ich sollte meine Energien echt auf Situationen beschränken, wo ein Gespräch überhaupt möglich ist.

Wir waren Samstag auf der Tierversuchsdemo mit mehreren hundert Leuten, und wir haben regelmäßige Zwischenstops vor Pelz/Leder- und Fleischgeschäften gemacht, um dort unsere Meinung zu sagen. Habe mich als Veganer sehr verstanden gefühlt. Ist natürlich nicht grad toll, um Dialog zu erreichen, aber man kann den Gefühlen mal freien Lauf lassen zusammen mit anderen. Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, dass viele nur dabei gewesen wären, weil Kaninchen und Äffchen süß sind. Bei der Demo war auch schön, wie gut sie organisiert war. Die Aktionsgruppe hatte eine Menge Schilder vorbereitet und der Zug war gut geordnet. War auch nett, hinterher den kurzen Bericht darüber beim NDR zu sehen, und auch die Flugblätter kamen gut an! Muss mich aber selber noch viel mehr informieren. Hab mich gerade mit nem Exkommilitonen fast gestritten deswegen, weil er für seine Doktorarbeit Tierexperimente macht und sich vermutlich von meinen Aussagen angegriffen fühlt. Schwer zu sagen.

Die beiden Plakate für die vorherige Demo hatte ich übrigens gemalt, die Slogans hab ich mir zusammen mit meinem Mann ausgedacht. Es war nicht so leicht, unsere Gefühle als Aussagen auf den Punkt zu bringen, aber für den Anfang war ich damit zufrieden.

Das mit dem Abstumpfen bei Freunden ist wirklich schlimm. Ich war oft sehr traurig und wütend beim Nachdenken über das Handeln meiner engen Freunde. Momentan bin ich teilweise zuversichtlich, weil sich mehrere Leute in meinem Umfeld gerade dem Thema gegenüber öffnen. Ich wüsste aber auch nicht, wie man da herankommt, wenn sie nicht von sich aus einen Ansatzpunkt bieten oder von sich aus fragen :( "Es ist mir egal" ist einfach die ultimative Wand, sowas schreckt mich ab. Es ist unheimlich schade, weil sowas Nähe und Verständnis extrem stört..